Schweizerische Gesellschaft für Strahlenbiologie und Medizinische Physik
Société Suisse de Radiobiologie et de Physique Médicale
Società Svizzera di Radiobiologia e di Fisica Medica
Swiss Society of Radiobiology and Medical Physics

Herbert Lüthy (26.09.1914 - 15.08.1996)
Ehrenmitglieder der SGSMP

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Herbert Lüthy ist kurz vor seinem 82. Geburtstag in Basel gestorben. Er war einer der ersten Spitalphysiker in der Schweiz und hat sich weit über seine Wirkungsstätte hinaus einen Namen geschaffen. Er hatte die Begabung, als Physiker auf verständliche Art und Weise mit den Medizinern sprechen zu können, so dass diese ihn auch anhörten.

Am 26.9.1914 in St. Gallen geboren und aufgewachsen, verbrachte Herbert Lüthy die Studienjahre in der Schweiz, Deutschland und Schweden bei Gelehrten mit Weltruf, so bei Planck, von Laue, Heisenberg, Möbius, Dessauer, von Muralt und anderen. Damit konnte er wichtige Entwicklungen in den Naturwissenschaften der Dreissiger- und Vierziger-Jahre persönlich miterleben. Vor allem die Berührungspunkte zwischen Physik, Biologie und Physiologie faszinierten ihn. lm Jahre 1954 wurde das damalige Bürgerspital Basel zu seinem eigentlichen Wirkungsort. Nach seinen eigenen Worten begann er dort seine Arbeit "mit einem rostigen Schraubenzieher, vier Bleiblöcken und einem defekten Dosimeter". Mit der Ausdehnung und Abgrenzung der Strahlentherapie, der Nuklearmedizin, der Röntgendiagnostik und des Strahlenschutzes gelang es ihm, die Medizinische Physik als selbständige Abteilung herauszubilden, wofür ihm seine Nachfolger zu grossem Dank verpflichtet sind. In enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Radiologen bestand seine Hauptaufgabe in der Dosimetrie ionisierender Strahlen sowie in der Anwendung radioaktiver Substanzen. Seine Habilitation erfolgte 1961, und im Jahre 1968 wurde er zum Extraordinarius an der Medizinischen Fakultät der Universität Basel ernannt, was für einen Nichtmediziner eine grosse Ausnahme war. Er erhielt einen Lehrauftrag für Radiologische Physik und experimentelle Strahlenbiologie.

Die Ergebnisse von Herbert Lüthys Forschungstätigkeit erstreckten sich auf das gesamte Gebiet der Radiologie, des Strahlenschutzes und der Strahlenbiologie. Seine erfolgreiche Lehrtätigkeit war vor allem darauf ausgerichtet, den Medizinstudenten die fundamentalen Erkenntnisse der angewandten Physik verständlich zu machen und ihnen das erforderliche Wissen über Strahlenwirkung und Strahlenschutz zu vermitteln. Ein besonderes Anliegen war für ihn auch die MTRA-Ausbildung. So stellte er sich während seiner gesamten 26-jährigen Wirkungszeit am Bürger- bzw. Kantonsspital Basel als allseits geschätzter Lehrer der MTRA-Schule zur Verfügung. Auch nach seiner Pensionierung dauerte das Interesse an der Medizinischen Physik an. Er verfasste z.B. 29 Folgen in der MTRA-Zeitschrift "Radiologie aktuell" für seine Rubrik "Die historische Ecke". Bis wenige Wochen vor seinem Tod besuchte er die Seminarien über medizinische Physik und Strahlenschutz und beteiligte sich rege an den Diskussionen.

Auch ausserhalb des Spitalbetriebes waren Herbert Lüthys Fachkenntnisse gefragt. Viele Radiologen - vor allem Nuklearmediziner - lernten ihn anlässlich der Strahlenschutzkurse des BAG kennen. Wahrend vieler Jahre war er Mitglied der Eidgenössischen Kommission für Strahlenschutz, Chef des AC-Schutzdienstes und Kantonsinstruktor der Baselstädtischen Zivilverteidigung, Mitglied des Direktoriums des deutsch-schweizerischen Fachverbandes für Strahlenschutz sowie des Vorstandes der Schweizerischen Gesellschaft für Strahlenbiologie und Medizinische Physik, deren Ehrenmitglied er war. Zeichen für seine ausserberufliche Vielseitigkeit waren die Betätigung als Studentenhistoriker und seine Fasnachttätigkeit, der zuliebe er mit 52 Jahren noch die Trommelkunst erlernte. Herbert Lüthy hatte eine kritisch-optimistische Lebenseinstellung. Entsprechend seinem sonnigen Wesen und Auftreten nannte ihn das Spitalpersonal oft "den strahlenden Physiker". So wird uns Herbert Lüthy weiterhin als engagierter Vertreter seines Fachgebietes in Erinnerung bleiben.

Jakob Roth

Quelle (Text): SGSMP-Bulletin vom Dezember 1996.
Quelle (Photo): Archiv Abteilung Radiologische Physik am Kantonsspital Basel.

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